Es war einmal ein buddhistischer Mönch namens Ngawang, der in einem abgelegenen Kloster hoch in den Bergen lebte. Ngawang war bekannt für seine Weisheit, seine meditative Praxis und sein tiefes Mitgefühl für alle Lebewesen.
Eines Tages, während Ngawang in der Stille seines Meditationsraums saß, hörte er plötzlich ein leises Zwitschern. Er öffnete seine Augen und sah eine kleinen Vogel auf einem nahegelegenen Ast sitzen. Überrascht stellte er fest, dass er ihre Gedanken verstehen konnte. Der Vogel sprach zu ihm und sagte: „Ehrenwerter Ngawang, ich bitte um deine Hilfe. Unsere Gemeinschaft im Wald leidet unter Wasserknappheit. Kannst du uns helfen, eine Lösung zu finden?“
Ngawang war erstaunt über diese unerwartete Kommunikation, doch seine Gelassenheit und sein Mitgefühl ließen ihn nicht zögern. Er stand auf, nahm seine Robe und folgte dem Vogel in den Wald. Dort angekommen, führte sie ihn zu einem kleinen Fluss, der fast ausgetrocknet war.
Ngawang setzte sich in die Nähe des Flusses und begann zu meditieren. Während er in tiefer Versenkung war, öffnete sich sein Geist für die Sprache der Tiere. Er hörte das leise Murmeln des Flusses, das Flehen der Pflanzen und die Klagen der Tiere, die Durst litten.
In seinem meditativen Zustand erlangte Ngawang Erkenntnisse über die Natur des Flusses. Er erkannte, dass eine Quelle weiter oben im Gebirge versiegt war und der Fluss dadurch nur wenig Wasser führte. Ngawang beschloss, den Fluss und die Lebewesen, die von ihm abhängig waren, zu retten.
Er verließ seine meditative Haltung und begann, den Dorfbewohnern und Tieren in der Umgebung zu erzählen, was er erfahren hatte. Er bat sie um Unterstützung und Zusammenarbeit, um das Wasserproblem zu lösen. Die Menschen waren von Ngawangs Fähigkeit beeindruckt, ihre Sprachen zu verstehen, und waren bereit, seinen Anweisungen zu folgen.
Mit vereinten Kräften machten sich die Menschen und Tiere auf den Weg zum Quellgebiet des Flusses. Ngawang führte sie zu einer verborgenen Quelle, die er durch seine telepathischen Fähigkeiten entdeckt hatte. Gemeinsam gruben sie den Zugang zur Quelle frei und schufen einen Kanal, der das Wasser in den Fluss leitete.
Der Fluss begann zu fließen, und das gesamte Ökosystem erblühte wieder. Die Pflanzen wurden grün, die Tiere konnten trinken, und die Menschen waren dankbar für Ngawangs Weisheit und Führung. Ngawang hatte nicht nur den Fluss gerettet, sondern auch das Bewusstsein für die gegenseitige Abhängigkeit aller Lebewesen gestärkt.
Von diesem Tag an wurde Ngawang als „der Mönch, der alle Sprachen spricht“ bekannt. Er setzte seine Arbeit fort, indem er den Menschen lehrte, die Verbindung zur Natur zu pflegen und das Mitgefühl für alle Geschöpfe zu kultivieren. Seine Weisheit verbreitete sich wie der Fluss, den er gerettet hatte, und seine Lehren inspirierten viele, ein achtsames und mitfühlendes Leben zu führen.
Ngawangs Geschichte wurde von Generation zu Generation weitergegeben und erinnerte die Menschen daran, dass die Sprache des Mitgefühls und der Verbundenheit die Grenzen von Worten und Arten überwindet und das Potenzial hat, das Gleichgewicht und die Harmonie in der Welt wiederherzustellen.



